Ulrich Messerschmidt bezwingt 1006 km Jakobsweg 2008

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28.04.2008, 16:41

Ulrich Messerschmidt (Dillheim):
1006 km Jakobsweg ab Sevilla

(DU).  „Die Entfernung ist unwichtig, nur der erste Schritt ist schwierig“, kommentierte TVK- Vorstandsmitglied Ulrich Messerschmidt seine 1006 km Wanderung vom 6 März bis zum 20. April 2008 auf der Via de le Plata, dem Jakobsweg ab Sevilla im Südwesten bis Santiago im Nordwesten Spaniens. Die 504 km auf dem spanischen Hauptweg von Burgos (Kastilien) nach Santiago hatte er im April 2007 zurückgelegt. Ein Netz von Jakobswegen zieht sich durch Europa zum Grab des hl. Jakobus in Santiago. Der Weg zum Grab des Apostels wurde 1047 erstmals „Camino de Santiago“ , Jakobsweg genannt. Der Heilige selbst, Jakobus der Ältere, einer der Jünger von Jesus, war 44 n Chr. von König Herodes in Jerusalem enthauptet worden, der hl. Leichnam von Christen in der römischen Provinz Hispania, sein Kopf in Jeruslem beigesetzt worden. Von Wundern des Heiligen bei der Vertreibung der späteren arabischen Besatzer (13. Jh.) und auch aus jüngerer Zeit an Pilgern berichten die vatikanischen Archive. Das Grab wurde im 8. Jahrhundert aufgefunden, eine Kapelle, später die Kathedrale und deren Hauptaltar darüber errichtet.  Die Heiligenverehrung entwickelte sich ab „Karl dem Großen“ im 9. und 10. Jahrhundert. Die Route des Hauptweges mit Anschluss der drei französischen Hauptwege besteht unverändert seit dem 11. Jahrhundert. Die ältesten Herbergen werden auch dieser Zeit zugeordnet. 1993 wurde er von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen. Seit 1987 gehört er zur Pilgerroute des Europarates. Das Siegerland durchquert ein deutscher Hauptweg von Osten her in Richtung Köln, Aachen, Paris, Santiago unsere Region. Messerschmidt, ein Liebhaber langer Wegstrecken zu Fuß und per Fahrrad hat sich in den kommenden Jahren noch einiges vorgenommen, wie er einräumte. Vielleicht trifft er dabei auf Luis Aragones, den spanischen Nationaltrainer, der für den Fall der spanischen Fußball-Europameisterschaft gelobt hatte, den Jakobsweg zu gehen.  Unter asketischen Bedingungen, nur das nötigste im Rucksack, bezwingen jährlich tausende Pilger und Pilgerinnen mit 20 bis 40 km pro Tag die überwiegend feldwegähnlichen Jakobswege. Die Kennzeichen sind Muscheln und Pfeile. Die einfachen mittelalterlichen Herbergen, die für Pilger von der Jakobsbruderschaft unterhalten werden, befinden sich im Abstand  einer Tagesstrecke. Darin darf man jeweils nur eine Nacht verbringen. Enthaltsame Lebensweise ist dabei zwangläufig, ähnlich einer Bußübung.  Der oft bruchsteingemauerte Raum mit Steinfußboden der Herbergen mit 20 bis 30 Etagenbetten hat bisher für alle ausgereicht. Nur so ist es möglich, dass jährlich tausende den Weg gehen und immer einen Platz in der nächsten Herberge finden. Zwangsläufig bleiben bis auf Schnellgeher, die Gruppen oft mehrere Tage bis Wochen zusammen. Für die zahlreichen Frauen auf der Strecke ist es auch wichtig sich zuverlässigen Männern anzuschließen. Messerschmidt hatte einen Pilger mit mehreren Herzoperationen als Begleiter, der deshalb keinen Rucksack tragen durfte und fürs Gepäck ein leichtes „Kärnchen“ mitführte. Auch dieser Pilger hat das Ziel erreicht wie auch sein Begleiter mit zwei neuen Hüftgelenken. Wichtig war der Pilgerausweis, den man sich vorher zuhause besorgen muß. Ohne diesen  stehen die Herbergen nicht zur Verfügung. Die Bewohner entlang der Jakobswege sind den Pilgern freundlich gesonnen. So kommt es vor, dass Wasser und Apfelsinen gereicht werden. Die Extremadura ist so groß wie die Schweiz und besteht aus zwei großen Provinzen. Dort werden die schwarzen Schweine gezüchtet, die hauptsächlich die Eicheln der Korkeichen fressen. Das ergibt einen guten Schinken. Messerschmidts Mitpilger über lange Strecken waren Gerhard aus Heidelberg, der viel auf dem Jakobsweg unterwegs ist und sich bestens auskennt, Anni aus München, Erhard aus Mönchengladbach, Philip aus Frankreich mit dem „Kärnchen“ und Natali die Jüngste der Crew aus Uruguay. Auch hatte sich über eine Strecke von 16 km ein Schäferhund angeschlossen. Da jeder nur seine Landessprache beherrschte, baute sich eine Konversation mit Händen und Füßen auf. Der Franzose verließ die Gruppe, als er in einer Herberge drei Landesleute traf. Wüstenähnliche trockene Gegenden im Süden und Höhen von 1300 m mit Überquerung von Gebirgszügen mussten Tag für Tag bewältigt werden. Im Norden Spaniens kam dann der lange Regen. In Salamanca, die Kulturhauptstadt Europas 2002, rund 500 km vor dem Ziel konnte die kleine Pilgergruppe um Uli Messerschmidt die Askese für einen Tag vergessen, denn Begleiterin Annis spanischer Lebenspartner Reyes hatte die Crew zu einem spanischen 4-Gängemenü eingeladen. Pilger gehen bei jedem Wetter. In der regennassen Endphase sind sie oft auf den asphaltierten Straßen gegangen. Der ausgeschilderte Jakobsweg war durch starken Regen überschwemmt und teils nicht mehr zu begehen. Improvisation ist also auch gefragt. Kann man auf dem Pilgerausweis die letzten 100 km zu Fuß, oder 200 km mit dem Fahrrad oder Pferd nachweisen, dann bekommt man in Santiago auf dem Pilgerbüro die Compostela, die Pilgerurkunde, ausgestellt. Das Ende und der Höhepunkt einer Pilgerreise ist die Pilgermesse in der Kathedrale in Santiago. Hier werden die Länder aufgerufen aus denen die Pilger kommen. Der 54 kg schwere an der Decke hängende Weihrauchkessel schwenkt dabei durch das ganze Kirchenschiff. Ulis Erkenntnis ist, dass man auf einer Pilgerreise genügsam und bescheiden wird und dass man nur soviel Gepäck braucht wie man tragen kann. Auch kam er täglich leichtgewichtiger in den Schlafsack und beim Ende seiner Pilgerreise hatte er ganz nebenbei auch noch 7 kg abgespeckt. Seinem Schuhwerk von einer Ehringshäuser Fachfirma sieht man wenig von den Strapazen an. Diese können, so Uli, noch weitere und größere Pilgerreisen aushalten. Messerschmidt zwz. Jakobsweg-Insider, steht Interessenten beratend zur Verfügung. Auch kann man sich weiteren Unternehmungen des Dillheimers zu Fuß oder per Fahrrad anschließen.

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Ulrich Messerschmidt (Mitte) mit seinen Begleitern auf dem spanischen Jakobsweg der über 1006 km von Sevilla nach Santiago de Compostela führt.

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